Hexen und Wallfahrt in Franken: Eine Rundgang durch Zeil am Main
Entdecken Sie das facettenreiche Zeil am Main. Erfahren Sie mehr über die bewegte Geschichte der Hexenverfolgungen, erleben Sie die spirituelle Bedeutung der Wallfahrtsorte und genießen Sie die Köstlichkeiten der fränkischen Küche vor mittelalterlicher Kulisse – alles bequem erreichbar mit der Bahn.
Zeil am Main lädt mit seinen zahlreichen Fachwerkhäusern seine Besucher:innen auf eine Zeitreise durch die Jahrhunderte ein. Direkt am MainRadweg gelegen und harmonisch in die sanfte Landschaft Frankens eingebettet, bietet Zeil mit seinem historischen Marktplatz, schmalen Gassen, zauberhaften Winkeln und den gut erhaltenen Resten der Stadtbefestigung, ein unvergleichliches Bild mittelalterlicher Architektur. Die Stadt definiert sich kulinarisch an der Nahtstelle von Wein- und Bierfranken, wo beide Getränke seit Generationen mit Hingabe erzeugt und ausgeschenkt werden. Doch nicht nur die Wein- und Biertradition, sondern auch ein dunkles Kapitel der Geschichte prägt Zeil am Main. Im Dokumentationszentrum „Zeiler Hexenturm“ wird die tragische Geschichte der Hexenverfolgungen aufgearbeitet und für Besucher:innen am Originalschauplatz zugänglich gemacht.
Wir beginnen unseren Rundgang durch Zeil am Main am Bahnhof. Der Weg führt uns über die Bahnhofstraße direkt in die Bamberger Straße. Dieser folgen wir nach Westen, während sie sich zur Hauptstraße wandelt und schließlich am Marktplatz in die Obere Torstraße übergeht. Nach etwa 600 Metern erreichen wir unser erstes bedeutendes Ziel: den Hexenturm, auch Zeiler Stadtturm genannt.
Das Dokumentationszentrum im Zeiler Hexenturm
Erbaut in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Teil der Stadtmauer, diente der Stadtturm während der Hexenverfolgungen auch als Kerker. Sein heutiges Erscheinungsbild prägt die charakteristische schiefergedeckte Barock-Zwiebelhaube und achteckige "Laterne", die 1725 hinzugefügt wurde. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fungierte der Turm als Wachturm. Heute können Sie bei einem Besuch des Dokumentationszentrums die ehemalige Türmerstube besichtigen und von dort aus einen weiten Blick ins Maintal genießen.
Mit seinem Dokumentationszentrum stellt der Stadtturm einen der bewegendsten Orte in Zeil am Main dar. Im 17. Jahrhundert, während der Zeit der Hexenverfolgungen, diente Zeil als Richtstätte des Hochstifts Bamberg und wurde zum Schauplatz tragischer Hexenverbrennungen. Über 400 Menschen, die als „Hexen“ gebrandmarkt wurden, wurden hier hingerichtet. Das Dokumentationszentrum im originalen Schauplatz des Stadtturms und des angrenzenden Fronhauses gibt Einblick in diese düstere Epoche. Durch die Aufarbeitung zahlreicher Dokumente, wie dem Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer der Verfolgungen wurde, sowie Briefe und Protokolle der Vernehmungen und Folterungen, wird Besucher:innen Einblick in das komplexe Thema der Hexenverfolgungen gegeben.
Die schönste Seite von Zeil
Unser Rundgang führt uns nun zurück zum Marktplatz, den wir bereits kennen, etwa 100 Meter östlich des Hexenturms gelegen. Dieser Ort, liebevoll als "gute Stube" der Stadt bezeichnet, präsentiert sich als einer der schönsten fränkischen Marktplätze. Das Herzstück des Platzes bildet das beeindruckende, spätgotische Rathaus mit der Jahreszahl 1540 am Giebel. Der Unterbau des Rathauses reicht sogar bis ins 14. Jahrhundert zurück. An einer Ecke des Rathauses finden wir den Pranger und die Bamberger Elle, historische Zeugnisse der Rechtsprechung und des Handels.
Vom Marktplatz aus nehmen wir die Speiersgasse, die nach Nordosten führt. Diese Gasse ist von zahlreichen Fachwerkhäusern gesäumt und führt uns zur "Alten Freyung", die heute als Brauerei Göller bekannt ist. Am Ende der Speiersgasse überqueren wir den Krumbach und biegen in die Kapellenbergstraße ein. Gleich zu Beginn der Straße folgen wir auf der rechten Seite einer kleinen Treppe, an der der Fußweg hoch zum Wallfahrtsziel "Zeiler Käppele" beginnt.
Aussichten auf das Maintal
Die kleine Bergkapelle wurde 1727 als Maria-Hilf-Kapelle errichtet und 1897 zum heutigen Bau der Kapelle als Marienheiligtum mit einer Lourdeskapelle umgestaltet. Das "Zeiler Käppele" zieht nicht nur Pilgernde und spirituell Suchende an, sondern bietet auch einen atemberaubenden Panoramablick. Von hier aus können Sie neben Zeil am Main das sanfte Maintal bis hin zum Steigerwald überblicken. Nach Norden hin öffnet sich der Blick zur Rhön, nach Osten vom Feldaltar aus sogar bis nach Bamberg und zum Frankenjura, einem Naturpark, der mit seinen beeindruckenden Felsformationen, über 1.000 Höhlen und einer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt zum Wandern, Klettern und Entspannen einlädt.
Für diejenigen, die weiter wandern möchten, bietet die Umgebung weitere sehenswerte Ziele. Südöstlich des Kapellenbergs liegt Schmachtenberg mit dem Talschloss und der darüber thronenden Burgruine Schmachtenberg. Diese große Burganlage, verborgen im Wald, mit zum Teil erhaltenen Turm- und Mauerresten, erzählt von der Macht und dem Einfluss vergangener Zeiten.
Kulinarische Auszeit in historischem Ambiente
Nach unserem Besuch am "Zeiler Käppele" kehren wir nun zurück ins Herz von Zeil am Main. Ein perfekter Ort für eine kleine Verschnaufpause bietet sich an der Ecke von der Speiersgasse, die wir zuvor entlanggewandert sind, und der Judengasse. Hier befindet sich die traditionsreiche Brauereigaststätte Göller „Zur Alten Freyung“.
Die Brauerei Göller "Zur Alten Freyung" zählt zu den ältesten Braustätten Bayerns und hat eine beeindruckende Geschichte, die über 500 Jahre zurückreicht. Im Mittelalter wurde dem Haus das Brau- und Schankrecht direkt vom Erzbistum Bamberg verliehen. Kein weltlicher Richter besaß dort das Recht der Ausübung seines Amtes.
Die Brauereigaststätte bietet nicht nur eine gemütliche Atmosphäre, sondern auch eine vielfältige Speisekarte mit Hausmacherbrotzeiten aus eigener Schlachtung, selbstgebackenen Kuchen und Torten sowie typisch fränkischen Gerichten wie Schäufele und Schweinshaxen. Zudem finden sich auf der Karte auch vegetarische und vegane Optionen wie eine vegane Gemüsepfanne oder der beliebte Gerupfte Käse. Natürlich darf dabei das selbstgebraute Bier nicht fehlen. Der Biergarten lädt in den wärmeren Monaten zum Verweilen ein.
Nach einer erlebnisreichen Erkundungstour durch Zeil am Main machen wir uns nun auf den Weg zurück zum Bahnhof. Wir gehen entlang der Judengasse nach Süden, vorbei an den historischen Zeugnissen der alten Stadtmauer. Bei der Langen Gasse biegen wir nach Osten ab und folgen der Route entlang der Friedhofstraße. An der Golgathakapelle biegen wir nach Süden ab und gelangen wieder zurück zur Bamberger Straße. Diese Straße führt uns geradewegs zurück zur Bahnhofstraße und somit zum Ausgangspunkt unseres Rundgangs.
Während wir unsere Heimfahrt mit der Bahn genießen, lassen wir die gewonnenen Eindrücke Revue passieren. Von den dunklen Kapiteln der Hexenverfolgung über die prächtige Architektur des Marktplatzes bis hin zu den spirituellen Höhen des Zeiler Käppeles und den kulinarischen Genüssen der lokalen Braukunst – Zeil am Main hat uns auf vielfältige Weise beeindruckt.
Obere Torstraße 14
97475 Zeil am Main
Zeil
Unser Tipp: Bitte prüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.