Blaue Zipfel im „fränkischen Rom“
Ein Stadtrundgang durch Bamberg: Bewundern Sie den majestätischen Dom und lassen Sie sich von den idyllischen Wasserwegen und den alten Fachwerkhäusern verzaubern, die Bamberg unverwechselbar machen.
Bamberg
4 h
4 km
Wer nach Bamberg kommt, darf wählen: Gilt der Besuch den leiblichen Genüssen – allen voran dem Bier? Oder der barocken Pracht der historischen Altstadt? Oder dem Bamberger Reiter und den anderen Kunstwerken aus der Kirchengeschichte oder den zu einer Universitätsstadt gehörenden lebendigen Szenevierteln? Dieser Stadtrundgang verlangt keine Auswahl – er macht mit allen Facetten dieser spannenden oberfränkischen Stadt bekannt.
Bamberg liegt an der Mündung des Flüsschens Regnitz in den Main. Die Stadt erstreckt sich über sieben Hügel. Diese Gemeinsamkeit mit der italienischen Hauptstadt beschert ihr den Beinamen „fränkisches Rom“. Der Bamberger Dom und die dazugehörige „Alte Hofhaltung“ drängen sich außerdem als Parallele zum Petersdom und dem Vatikan auf. Ihrem weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkern verdankt sie es, dass die gesamte Altstadt bereits seit 1993 als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt ist.
Zum Glück liegen in Bamberg der Bahnhof und die vielen Sehenswürdigkeiten nicht weit voneinander entfernt, so kann an einem Tag das meiste gut erkundet werden. Der Weg führt durch alle drei Stadtgebiete: die Gärtnerstadt, die Inselstadt und die Domstadt. Auf spezielle Gastro-Tipps kann hier verzichtet werden, denn Bamberg bietet eine große Zahl an Restaurants, Bierstuben, Caféhäusern, sodass jederzeit und fast überall eine ausgiebige Rast möglich ist.
Wie wäre es mit einer charmanten Begleitung auf dem Weg durch Bamberg? Eine ehemalige Weinkönigin stellt die Stadt in einem Audio-Guide vor, der unter www.wir-entdecken-bayern.de/audio-guides heruntergeladen werden kann. Also, los geht’s.
Ein Stadtrundgang für Kulturliebhaber und Geniesser
Start- und Endbahnhof
Bahnhof Bamberg
4 km / 4 Stunden
Bahnhof Bamberg
Unser Tipp: Bitte prüfen Sie vor Fahrtantritt Ihre Zugverbindung und die erwartete Auslastung.
Ablaufplan
Tourstart am Bahnhof Bamberg
Wegbeschreibung
Bamberg besitzt eine sehr alte Eisenbahntradition. Nur neun Jahre nach der legendären ersten Fahrt von Nürnberg nach Führt anno 1835 war Bamberg auf dem Schienenweg mit Nürnberg verbunden. Heute ist der Bahnhof der meistfrequentierte Bahnknoten in Oberfranken. Das rund 120 Jahre alte Empfangsgebäude steht auf der Liste der bayerischen Baudenkmäler.
Verlassen Sie den Bahnhof, sind Sie in der Gärtnerstadt, in der Sie sich am Ende der Tour noch näher umschauen können. Zunächst geht es durch die Luitpoldstraße und dann – rechts abbiegend – durch die Obere Königstraße. Hier zeigt sich bereits die Pracht der hiesigen Bürgerhäuser. Man fühlt sich in eine Märchenwelt versetzt. Nicht zu übersehen zeigt sich nun die mit tausenden „Liebesschlössern“ versehene Kettenbrücke. Die Fußgängerbrücke führt über einen Arm der Regnitz, hier ein Abschnitt des Main-Donau-Kanals, zur Inselstadt und direkt hinein in die Fußgängerzone rund um den Maximiliansplatz. Der wird von den Bambergern einfach Maxplatz genannt.
Maximiliansplatz und Neues Rathaus Bamberg
Der Maximiliansplatz, kurz Maxplatz, ist der größte und bedeutendste Platz der Bamberger Innenstadt. Beherrscht wird er vom in den 1730er-Jahren im Barockstil erbauten Neuen Rathaus. Sein Schöpfer ist Balthasar Neumann, der vor allem durch die Würzburger Residenz berühmt wurde. Der Platz ist Anziehungspunkt bei kulturellen Events und beim werktags stattfindenden Obst- und Gemüsemarkt. Samstags steigt hier der Bauernmarkt, auf dem vor allem fränkische Spezialitäten angeboten werden. Dazu gehören die Bamberger Hörnla, keine Backware, sondern eine kleine und spitze Kartoffel, festkochend mit einem nussigen Aroma. Die sehr hochwertige Kartoffelsorte wird außerhalb von Bamberg vor allem in Feinkostläden angeboten. Typisch für Bamberg ist auch der Wirsing. Zwischen Mai und September gibt es auf dem Maxplatz auch regelmäßig Flohmärkte.
Maximiliansplatz 3
96047
Bamberg
Wegbeschreibung
Um den Maxplatz herum erstrecken sich sehenswerte barocke Bebauungen mit historischen Häusern. Probieren Sie unbedingt die typische Bamberger Bratwurst. Einheimische verweisen darauf, dass sie exakt die Waage zwischen der feinen (katholischen) und der groben (evangelischen) Variante hält. Die Wurst wird hier auch als fränkisches Nationalgericht serviert: der „Blaue Zipfel“. Sein Genuss ist ein lukullisches Abenteuer, denn die Würste werden nicht gebraten, sondern in einem Essigsud zubereitet und nehmen dabei eine bläuliche Farbe an.
Die folgende Straße Grüner Markt macht ihrem Namen alle Ehre, denn auch hier reihen sich Marktstände aneinander. Nachdem Sie den „Gabelmannus“ genannten Neptunbrunnen passiert haben, sind Sie am Obstmarkt, wo mehrere Gaststätten zur Rast einladen. Folgen Sie der Straße Am Kranen bis zur Anlegestelle der Personenschifffahrt. Wo sich bis ins 20. Jahrhundert hinein der Bamberger Hafen befand, legen in der Saison zwischen 11 und 16 Uhr stündlich Fahrgastschiffe zu einer 80-minütigen Tour durch die Altstadt ab. Die Straßen der Umgebung haben sich zum belebten Szeneviertel etabliert. Dazu gehört auch die „Klein Venedig“ genannte einstige Fischersiedlung. Dicht gedrängte Fachwerkbauten und winzige Gärten bestimmen das Bild dieses Quartiers. Gleich nebenan zeigt sich das meistfotografierte Haus von Bamberg: das Alte Rathaus. Zwei Brücken – die Obere und die Untere Brücke – verbinden es über den linken Regnitzarm mit der Inselstadt und der Domstadt.
Das Alte Rathaus Bamberg
Warum steht das Alte Rathaus von Bamberg auf einer Insel? Die Legende besagt, dass die Insel eigens für das Rathaus geschaffen wurde. Diese erstaunliche Erklärung bedarf der Erläuterung: Der oben auf dem Hügel residierende Bischof von Bamberg wollte den Bürgern für den Bau eines Rathauses nichts von seinem Grund und Boden abgeben. Daraufhin schlugen die Bürger Pfähle in die Regnitz und schufen damit eine künstliche Insel, auf der sie ihr Rathaus errichteten. Die Regnitz markiert die alte Herrschaftsgrenze zwischen dem bischöflichen Berg und der bürgerlichen Inselstadt. In seiner heutigen Gestalt stammt das Gebäude aus den 1460er-Jahren. Der pittoreske Fachwerkbau an der Südseite, das Rottmeisterhäuschen, blieb sogar noch von einem Vorgängerbau erhalten. Rund 300 Jahre später wurde es durch die markanten Fassadenmalereien verziert, die noch einmal 200 Jahre später erneuert wurden. Der barocke Rathausturm ist ein Werk des berühmten Baumeisters Balthasar Neumann. Im Langbau des Alten Rathauses befindet sich im ersten Stock ein Rokokosaal, der für Empfänge der Stadt Bamberg genutzt wird. Im Erdgeschoss ist die Porzellansammlung des Sammlerehepaars Irene und Peter Ludwig als Dauerausstellung untergebracht. Es ist die größte private Porzellansammlung Europas.
Obere Brücke 1
96047
Bamberg
Wegbeschreibung
Jetzt geht es hinauf in die Domstadt. Vorbei an einer Tafel zur Erinnerung an den Hitler-Attentäter Graf Schenck zu Stauffenberg, der viele Jahre in Bamberg verbrachte, führt der Weg durch idyllische Altstadtgassen. Der kürzeste Weg zum Bamberger Dom führt durch die Karolinenstraße. Wer es bis jetzt nicht geschafft hat, eine der urigen, traditionsreichen Bier- und Spezialitätengaststätten zu besuchen, hat hier ausgiebig Gelegenheit. Da geht es ins „Hofbräu“, ins „Ahörnla“ oder ins „Schlenkerla“.
Auf dem Domberg angekommen, beeindruckt das Gotteshaus mit seinen vier Türmen gleichermaßen durch Größe und Grazie. Sie verleihen ihm eine majestätische Aura.
Der Bamberger Dom
Der Bau des Bamberger Doms begann 1004, als noch die Romanik die Kirchenarchitektur bestimmte, und wurde nach 40 Jahren vollendet, als die Gotik Einzug hielt. Der Dom erhielt eine kunstvolle Ausstattung, für die viele Künstler und Bildhauer aus zahlreichen Ländern nach Bamberg kamen. Zu ihnen gehörte auch der berühmte Bildschnitzer Tilmann Riemenschneider. Initiiert wurde der Bau vom späteren Kaiser Heinrich II., der neben seiner Ehefrau im Dom begraben liegt. Daher gilt die bischöfliche Kathedrale als Kaiserdom. Hier befindet sich auch das einzige Papstgrab nördlich der Alpen. Das berühmteste Kunstwerk im Dom ist der Bamberger Reiter, ein steinernes Reiterstandbild im Stil der Romanik aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Es ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Bamberg. Bei dem Reiter handelt es sich um König Stephan von Ungarn. Der war damals nach Bamberg gekommen, um die Schwester des Kaiser Heinrichs zu heiraten.
Domplatz 2e
96049
Bamberg
Wegbeschreibung
Der Domplatz würde nicht als einer der schönsten Plätze Deutschlands gelten, stünden da nicht weitere historische Gebäudeensembles. Da wäre zunächst die im Stil der Renaissance errichtete Alte Hofhaltung. Hier lebten im 15. und 16. Jahrhundert die Fürstbischöfe als geistige und weltliche Herrscher. Besonders markant zeigt sich das „Schöne Pforte“ genannte Eingangsportal. Genau gegenüber erstrecken sich die barocken Flügel der Neuen Residenz. Sie löste später die Alte Hofhaltung als Wohnquartier der Fürstbischöfe ab.
Alte Hofhaltung - Historisches Museum Bamberg
Die Alte Hofhaltung mit dem Renaissancegiebel, der „Schönen Pforte“ und dem malerischen Innenhof zählt zu den eindrucksvollsten Gebäuden Bambergs. Einst Wohnstätte der Bischöfe, beherbergt der Bau heute das Historische Museum mit kostbaren Sammlungen der Welterbestadt. In der Abteilung „100 Meisterwerke“ zeigt das Museum bedeutende Gemälde von Lucas Cranach über Pieter Breughel bis Otto Modersohn. Eine weitere Ausstellung beschäftigt sich mit dem Fluss Regnitz, Bambergs Lebensader. Während der Weihnachtszeit werden Krippen ausgestellt, die im Bamberger Land eine große Tradition haben.
Ab 1604 zogen die Fürstbischöfe in die Neue Residenz gegenüber. Über 40 reich ausgeschmückte Prunksäle vermitteln einen Eindruck vom ausschweifenden Lebensstil der damaligen Landesherren. Heute beherbergt das Gebäude die Staatsbibliothek und die Staatsgalerie von Bamberg mit Meisterwerken altdeutscher Malerei und europäischer Barockmalerei. Vom Rosengarten der Neuen Residenz hat man einen Blick auf die Michaelskirche und die Dächer der Bürgerstadt.
Domplatz 7
96049
Bamberg
Wegbeschreibung
Nach dem Rundum-Blick über den Domplatz folgt nun der Weg zurück zum Bahnhof. Er führt rund zwei Kilometer durch die faszinierende Bamberger Altstadt und macht mit der Gartenstadt bekannt. Es geht durch die Residenzstraße, durch das Eiserne Tor, entlang der Unteren Sandstraße und durch die Markusstraße zur Markusbrücke. Von hier aus zeigt sich Bamberg noch einmal entlang der Regnitz von der idyllischsten Seite. Sie durchwandern die Inselstadt und gelangen zur Löwenbrücke, die mit ihren vier in der Dunkelheit leuchtenden Pylonen beeindruckt. Durch die Färbergasse und ein paar Meter nach rechts in die Mittelstraße geht es in die Gartenstadt und dort zum Gärtner- und Häckermuseum. Seit jeher wird in und um Bamberg Obst und Gemüse angebaut. Darunter auch der Weinbau, der hier Häckerei genannt wird. Dieser Bamberger Stadtteil hat dank der typischen Wohnstallhäuser mit zentraler Durchfahrt und rückseitig anschließendem Hof samt Garten seinen dörflichen Charakter bewahrt.
Das Gärtner- und Häckermuseum
Ein Gärtner aus dem 18. Jahrhundert würde sich sofort in Haus und Garten zurechtfinden und augenblicklich seinem Tagwerk nachgehen können. Das heutige Museumsgebäude wurde im Jahr 1767 in einer für damalige Gärtnerhäuser funktionalen Bauweise als Durchfahrt- und Stallhaus errichtet. Das Haus gehörte der Familie Kauer, die es bis ins 20. Jahrhundert hinein bewohnte und dank guter Wirtschaft zu einigem Vermögen gelangte. Der letzte Nachfahre der Familie Kauer lebte hier bis 1969.
Bereits um 1600 hatte hier ein Gärtnerhaus mit Ziehbrunnen gestanden. Die Ausstattung des Museums wurde bis ins Detail den Anfängen und der Entwicklung der Gärtnerkultur Bambergs nachempfunden. Die schwarze Küche ist identisch mit denen, die es um 1769 bei den hier ansässigen Gärtnerfamilien gegeben hat. Die gute Stube ist im Stil des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Der Wirtschaftshof samt Remise mit allem Utensil gibt einen deutlichen Eindruck von der Lebens- und Arbeitsweise der Gärtnerfamilien des 18. und 19. Jahrhunderts. Auch im Nutzgarten am Haus wird all das angepflanzt, was die Küche damals verlangte und was zu den Bamberger Spezialitäten gehört. Dem Leben und Wirken der Häcker ist ein separater Teil des Hauses und des Gartens gewidmet. Sie arbeiteten ursprünglich als Winzer in den Hängen der Bamberger Umgebung, mussten aber während der kleinen Eiszeit auf kälteverträgliche Feldfrüchte umsteigen, wozu unter anderem auch Hopfen gehörte.
Besucher können Museum und Garten auf eigene Faust mit einem Audioguide entdecken oder buchen eine Führung.
Mittelstraße 34
96052
Bamberg
Tourende am Bahnhof Bamberg
Wegbeschreibung
Nach dem Besuch des Museums folgen Sie der Mittelstraße weiter und biegen in die Luitpoldstraße ein. Sollten Sie in der Gärtnerstadt Lust auf einen veganen Abschluss Ihres Ausflugs bekommen haben, dann sind die Vegan Food Rebels Bamberg eine Empfehlung. Geöffnet ist mittwochs bis samstags 12 bis 14 und 17.30 bis 20 Uhr. Die Luitpoldstraße führt direkt auf den Bahnhof zu.